Der preußische Schriftsteller, Karikaturist und Komponist (1776-1822), der als junger Regierungsbeamter durch den ein oder anderen der Obrigkeit gegenüber respektlosen Scherz aufgefallen war, hieß mit Vornamen eigentlich Ernst Theodor Wilhelm. Als er allerdings 1804 sein Singspiel „Die lustigen Musikanten“ auf ein Libretto von Clemens Brentano veröffentlichte, änderte er seinen dritten Vornamen aus Verehrung zu Mozart in Amadeus. Fortan nannte sich der talentierte Scherzbold E.T.A. Hoffmann.
Diese kleine Anekdote allerdings wird die unrasierten Urmenschen, die vor rund 35.000 Jahren im schwäbischen Achtal die ältesten noch heute erhaltenen Knochenflöten aus ihren Essensresten schnitzten, nicht sonderlich interessiert haben. Wie Hoffmann ging es den Leuten jedoch ebenfalls um Klangkunst, um den Zauber der Musik. Die Flöten gelten uns heute als älteste bekannte Musikinstrumente aus dem Jungpaläolithikum.
Man kann allerdings davon ausgehen, dass Musik in der Menschheitsgeschichte sich in einer sehr viel früheren Epoche entwickelt hat. Möglicherweise reicht der Zeitpunkt ihrer Entstehung in tiefste Vorzeiten zurück. In jene Tage, als unsere Ahnen noch haarig, beschuppt oder gefiedert ihre tierischen Leiber durch das zottige Geäst dampfender Nebelwälder quetschten. Denn wie sieht es eigentlich mit der Tierwelt aus? Kann der ungleich ältere Gesang der Buckelwale und der Nachtigall nicht ebenfalls als Musik und damit als Kunst betrachtet werden (siehe Dr. KKKK: Folge 7)?
Sicher ist immerhin, dass der Mensch und seine Kultur nicht losgelöst von der sie umgebenden Mitwelt betrachtet werden können. Die menschliche Spezies wurde mit Sicherheit musikalisch bereits früh von den Lauten der zahlreichen Lebewesen inspiriert, mit der sie sich ihren Lebensraum teilte, etwa vom rhythmischen Quacken der Froschlurche im Sumpf, dem sphärischen Summen der Zikaden an lauen Sommerabenden, dem Gesang unzähliger Vogelarten, dem Wiehern, Blöcken, Rülpsen, Tuten und Blasen von allem, was da kreucht und fleucht.
Und noch eines wird unmittelbar zur Entstehung dieser schallbasierten Kunstgattung beigetragen haben, die uns überdies als universale Sprache gilt, wie Amadeus Hoffmann in seinem obigen Zitat treffend bemerkt hat. Der menschliche Leib. Ganz so wie unsere Hand uns zu dem gemacht hat, was wir heute sind (siehe Dr. KKKK: Folge 5), ist unser Körper mit seinen vielfältigen rhythmischen Äußerungen fraglos mitverantwortlich dafür, dass wir mit dem Musizieren begannen: Herzschlag und Atem geben uns die Musik vor, die wir von der Wiege bis zur Bahre spielen.
Dr. Knottos Koole Kunst Kolumne (Welf-Gerrit Otto 2022)